Aufgetaucht und abgedrückt

Ich will freimütig zugeben, dass es keine Absicht war. Der Schwan wollte partout nicht stillhalten und meine Begleiter waren schon wieder fünfzig Meter weiter. Es kümmerte niemanden, dass der Fotograph einmal mehr von einem Anblick gefesselt – stehengeblieben war.

Auch war der Schwan an anderen Dingen weit mehr interessiert als an einer schönen Portrait-Aufnahme und erkundete, Kopf unter Wasser, mit erratischen Bewegungen den Grund des flachen Gewässers. Nur ab und zu schnellte der Kopf kurz empor. Die Sonne des späten Nachmittags warf allerdings ein schönes Licht auf die Szenerie und das leicht bewegte Wasser. Ich musste es also wenigstens kurz versuchen.

Das Ergebnis bestand in einer Handvoll Bilder von jener Art, die man für gewöhnlich gleich in der Kamera wieder löscht, weil sie nichts taugen und nur Speicherplatz vergeuden. Bei einer Aufnahme jedoch – die ich „Aufgetaucht“ betitelt habe – brachte ich das nicht übers Herz. Hier stimmt ganz vieles, auch wenn der Zufall mitgeholfen hat. Stehenzubleiben und abzudrücken wird manchmal auch auf diese Weise belohnt.

Aufgetaucht

Luftschloss

Entstanden ist ein weitgehend monochromes Bild, das von der dunklen Schönheit des Wassers erzählt und nur im Zentrum des unteren Bereichs von einem Motiv als Blickfang geprägt wird. So ist durch pures Glück ein Gegenstück zu einem anderen Bild entstanden, das den Titel „Luftschloss“ trägt und von der Weite des Himmels handelt. Im Gegensatz zu „Aufgetaucht“ ist dieses Bild sehr planvoll entstanden. Es zeigt die Turmspitzen des Temple Expiatori del Sagrat Cor in Barcelona über den Wipfel eines Baumes hinweg fotographiert, sodass sie aus einer kleinen grünen Insel in das strahlende Blau des Himmels zu streben scheinen. jz