Das Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg wurde in den Jahren 1981–1986 vom sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel geschaffen. Ich fotographiere sehr gerne Kunst im öffentlichen Raum, und so stand dieses Monument aus dem letzten Jahrzehnt der DDR bei meinem Berlin-Aufenthalt im Sommer 2018 auf meinem Programm.
Der Ort ist eindrücklich und die geometrische Struktur des Bodens lädt förmlich dazu ein, die Weite des Platzes mit einem Weitwinkel-Objektiv aus einem spannenden Winkel zur Darstellung zu bringen. Schaut man genauer auf das Denkmal, so zeigt sich zudem, wie unterschiedlich dieses Kunstwerk heutzutage verstanden und behandelt wird: Führt einerseits die Verunstaltung durch zahlreiche Graffitis vor Augen, dass die Zeit der DDR längst abgelaufen ist, so lässt sich andererseits doch auch eine ganze Reihe niedergelegter Blumen entdecken, die davon zeugen, dass kommunistisches Denken auch heute noch seine Anhänger hat.
Zuerst war ich etwas ungehalten, als die Gruppe in den Platz hineinmarschierte, obwohl zu sehen war, dass ich gerade am Fotographieren war. Ich erinnerte mich aber an mein zu Beginn des Jahres gefasstes Vorhaben, bei Fotos von Stadtlandschaften oder Kunst im öffentlichen Raum wenn möglich die zufällig vorhandenen Personen in meine Bilder zu integrieren, statt immer um sie herumzufotographieren.
So war ich bereit, die sich plötzlich bietende Gelegenheit zu einem witzigen Bild zu nutzen: Die Frau hatte offensichtlich den Auftrag gefasst, die drei Freunde in einem Gruppenbild zu verewigen. Auf der Suche nach der besten Komposition schob sich die Gruppe immer näher an das Denkmal heran und liess dabei zunächst Fahrrad und Gepäck, dann sogar das Baby hinter sich zurück. jz